Erste Hilfe bei Säuglingskoliken: Ernährungsplan für die Mutter, Homöopathie für das Kind

Viele junge Familien leiden mit ihrem Säugling, wenn sich dieser brüllend von einer Seite auf die andere wirft und nicht zur Ruhe kommt: Säuglingskoliken (Dreimonatskoliken) können bei Babys im Alter von wenigen Tagen oder Wochen auftreten und verschwinden meist rund um den dritten Lebensmonat. Die Kennzeichen sind anhaltendes Schreien und Reizbarkeit, das Kind streckt sich nach hinten durch oder krümmt sich zusammen. Geschätzte 20% aller Säuglinge sind betroffen. Der niedergelassene anthroposophisch und homöopathisch ausgebildete Kinderarzt Dr. Reinhard Schwarz hat für Babys von stillenden Müttern eine Koliken-Therapie zusammengestellt.

Dr. Reinhard Schwarz

Dr. Reinhard Schwarz betreibt seit vielen Jahren eine Kinderarztpraxis in Graz. Als Mütterberatungsarzt behandelte er auch viele Säuglinge mit meteoristischen Koliken und berät ihre stillenden Mütter zu Ernährungsfragen. Schwarz hat eigene Ernährungslisten zusammengestellt, die Gewürze, Getränke, Obst und Käse aufzählen, die die Frau besser vermeidet oder aber problemlos zu sich nehmen kann. „Diese diätetischen Tipps gelten vor allem für Mütter, die voll stillen und Säuglinge im Alter bis drei Monate haben.“, so Schwarz. „Mir war auch wichtig, Lebensmittel zusammenzustellen, die üblicherweise gut vertragen werden und nicht nur eine Negativliste.“
Vermeiden sollte die Frau nach dieser Therapie z.B. Bohnenkaffee, Schwarztee, Apfelsaft, Orangensaft, Sojadrinks und Vitamin A-C-E-Präparate. Problemlos getrunken werden können Fenchel- oder Kamillentee, Malzkaffee, Joghurt ohne Zusätze, Himbeersaft ohne Zitrone und – so keine Allergie besteht – Milch.

Blähendes Obst und Gemüse ist meist bekannt: alle Kohlarten, Kraut, Lauch, Zwiebel, Knochlauch, Paprika, Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohnen sollten besser gemieden werden. Schwarz rät zu Fenchel, Blattsalat, Karotten, Kartoffeln, Kürbis, roten Rüben, Sellerie, Spargel und Spinat. Gemieden werden sollte generell jedes unreife Obst, aber auch Zitrusfrüchte, Weintrauben, Weichseln, Ribisel oder Kiwi. Besser geeignet sind gut gereifte Melonen, Äpfel, Erdbeeren oder Himbeeren, gelegentlich Bananen, Datteln und ungeschwefelte Rosinen – je nach Jahreszeit.

Was sollte frau noch eher meiden? Schwarz: „Scharfe Gewürze, Essig, Pfeffer, Suppenwürfel. Generell sind Fertiggerichte nicht ideal. Auch Pizza, Mayonnaise, Schimmelkäse, kohlensäurehaltige Getränke und Alkohol haben ungünstige Wirkungen. Bei starkem Verlangen nach Süßem – ein Normalbefund bei der stillenden Mutter – kann man auf Getreideflocken, Hasel- und Walnüsse, Rosinen und Datteln ausweichen. Auch Pudding oder Kirschkompott ist erlaubt. Für Schokoholics: Einfache Milchschokolade ist übrigens besser geeignet als Bitterschokolade oder gefüllte Schokolade.“

Zusätzlich zu diesen Diätempfehlungen behandelt Dr. Schwarz seine kleinen Patienten auch häufig homöopathisch. „Zum Einsatz kommen Lycopodium D6 (3×3 Globuli), 10-14 Tage lang gegeben, um dem Kind zu helfen, die Prozesse im rechten Oberbauch (Leber/Galle) handhaben zu lernen.“

Im Akutfall gibt Schwarz Colocynthis D4 (3 Globuli unter die Zunge) – alle 30 Minuten. „Wenn das Kind die Beinchen anzieht, sich krümmt, der Schmerz durch Druck und Wärme auf den Bauch besser wird.“ Weitere Akutmittel sind Mandragora D6 (3 Globuli unter die Zunge, alle 30 Minuten), „wenn der Rücken durchgestreckt wird, das Kind sozusagen eine „Brücke“ macht, oder Magnesium phosphoricum D3 trit Weleda®. Hiervon gibt Schwarz eine Messerspitze voll – alle 30-60 Minuten eine Gabe, solange die Beschwerden andauern. Wenn nach ca. viermaliger Gabe keine Besserung eintritt, muss die Mittelwahl neu bedacht werden.

 

Ernährungstipps für stillende Mütter

Gewürze
Erlaubt:
Anis, Basilikum, Dill, Fenchel, Gurkenkraut, Kamille, Kümmel, Lavendel, Liebstöckel, Majoran, Oreganon, Petersilie, Rosmarin, Thymian, Ysop.

Zu vermeiden: alle scharfen Gewürze, Cenovis (hefehältige Suppenwürze), Curry, Essig, Grillgewürz, Hildegard von Bingen Gewürze ( z.B. Galgant), Ketchup, Knoblauch, Kräutersalz (v.a. wenn Knoblauch enthalten ist), Krenn, Muskat, Nelken, Paprika, Pfeffer, Schnittlauch, Senf, Suppenwürfel, Vitamintabletten (vor allem Vitamin C hältige Tabletten), Zimt, Zwiebel, bittere Pflanzen.


Getränke
Erlaubt:
Anistee, Fencheltee, Himbeersaft OHNE Zitronenbeigabe, Joghurt OHNE Zusätze, Kamillentee, Kirschkompott, Kümmeltee, Malzkaffee, Milch (Süß- und Sauer), Ovomaltine, Pfefferminzetee, Sauerrahm, Schlehensirup Weleda, Zitronenmelissentee.

Zu vermeiden: A-C-E Vitaminsäfte, Apfel-/Birnensaft, Bohnenkaffee, Brausetabletten (wie z.B. Magnosolv), Fruchtjoghurt (da meist nacharomatisiert), Fru-Frau (Joghurt mit Marmelade), Grüntee, Hollerblütensaft (enthält Zitronensäure zur Konservierung), Latella, Orangensaft, Ribisel (Johannisbeeren), Rotbuschtee, Schwarztee, Sojadrinks, Trauben-Saft, Weichselkompott, Zitronenmelissensaft, kohlensäure- oder mineralwasserhältige Getränke.
Gemüse
Erlaubt:
Fenchel, Blattsalat (Krauthäuptl, Endivie jung, Röhrlsalat), Endiviensalat mild, Karotten, Kartoffeln, Kochsalat, Kürbis, Gurken, rote Rüben (gekocht oder gebraten, längliche Sorte schmeckt weniger erdig), Salatgurken, Schwammerln, Schwarzwurzeln, Sellerie, Spargel, Spinat, Mangold, Zucchini.

Zu vermeiden: alle Kohlarten, Broccoli, Chicoree, Endiviensalat (älter bzw. bitterer), Kraut Lauch, Zwiebel, Schnittlauch, Knoblauch, Bärlauch, Paprika, Radicchio, Ruccola bedingt, Soja, Tomaten, Radieschen, Erbsen, Kresse.

 

Obst
Erlaubt:
Brombeeren (gut süß), Kirschen, Bananen selten, Datteln, Himbeeren, Marillen (wenn sehr reif), Maroni, Pfirsich (wenn sehr reif), reife Äpfel; keine Kornäpfel (Juliäpfel), reife Erdbeeren (v.a. Wald- u. Monats- Erdbeeren, weniger Pröpstlinge), reife Wassermelone, reife Zuckermelone, reifes bis überreifes Obst, Rosinen ungeschwefelt.

Zu vermeiden: importiertes Obst (da meist nicht ausgereift und mit zu vielen Fruchtsäuren), Heidelbeeren, Jostabeeren, Kiwi, Klaräpfel, Preiselbeeren, Ribisel, Stachelbeeren, Weichseln, Weintrauben, Zitrusfrüchte.

 

Milchprodukte/Käse
Erlaubt:
Süßmilch, Sauermilch, Buttermilch, Süßrahm, Sauerrahm, Yoghurt natur, Eis (selbst gemacht, ohne Konservierungsstoffe), Butterkäse, Edamer, Emmentaler (z. B. Gaishorner), Gervais, Gouda, milder Schaf- u. Ziegenkäse.

Zu vermeiden: Creme fraiche, Eis aus dem Supermarkt, Hartkäse wie z.B. Appenzeller, Parmesan, Schimmelkäse, würziger Schafskäse.

 

Süßes/Nüsse/Knabbereien
Erlaubt:
Blütenpollen, Datteln, Hasel- und Walnüsse, Cashewnüsse, Kokosbusserl, Kürbiskerne, Malzextrakt, Mandeln, Milchschokolade, Nussschokolade, Rohrzucker, Rosinen (ungeschwefelt), Sonnenblumenkerne.

Zu vermeiden: Kastanienhonig, gefüllte Schokolade, Naturkakao, Kochschokolade, Bitterschokolade, Leinsamen.
Getreideprodukte
Erlaubt:
4 Tage altes Brot/Semmeln/Gebäck (dadurch ist die Hefe- oder Sauerteigwirkung abgeklungen), Hafer, Dinkel, Gerste, Mais, Reis, Weizen, Buchweizen, Hirse, Reis, alle Nudeln.

Zu vermeiden: Roggen (nur kleine Mengen), Pizza, Germspeisen.

 

Diverses
Empfohlen: kaltgepresste Öle.

Zu vermeiden: Alkohol (Bier, Wein, Sekt), Fertiggerichte, Fertigteige, Hefeprodukte (Suppenwürfel, Pizza, Brot, Germteige), marinierte Fleisch- oder Fischgerichte, Mayonnaise, Essiggurkerl, Mettwurst, Streichwurst.

 

Einige Kochtipps von A – Z
Aufläufe (Hirse, Gries, Reis); Biskuit, Brandteig; Bratäpfel; Bratkartoffeln; Eier (weich, hart, Spiegel-, Eierspeise etc.); Erdäpfelnudel mit Nüssen; Faschiertes ohne Zwiebel/Pfeffer; Fisch (gedünstet, gebraten, paniert, gegrillt OHNE Grillgewürz); Gerstenlaibchen; Griesnockerl; Haferflockenbusserln; Heidensterz; Huhn im Römertopf; Huhn mit Maroni gefüllt; Huhn gebraten/gebacken; Karamellpudding; Kärntner Kasnudeln als lokale Spezialität (ohne Knoblauch); Kartoffel mit Salz; Kastanienreis; Knödel mit Ei; Leber mit Apfel- statt Zwiebelscheiben (Berliner Art); Mürbteig; Naturschnitzel; Nudeln mit Ei; Nudeln mit Emmentaler; Nuss- oder Mohnnudeln; Pilze; Palatschinken süß oder pikant (Topfen-, Spinat-, Marmeladenfülle); Polenta (Maissterz) mit Sauermilch; Pressschinken; Pute natur; Rahmsuppe, sauer Samba(= biol. Nutella); Schinken, mild; Schwammerln gedünstet; Schwammerlsauce mit Semmelknödel; Sellerie paniert; Steirerkäse; Sterz (Polenta-, Heiden-); Topfenknödel; Vanillesauce; Wiener Schnitzel; Zucchini, gebraten

 

Dr. Reinhard Schwarz ist Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Homöopath und Mütterberatungsarzt in Graz.

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