Offener Brief: Diskreditierung der Homöopathie

Sehr geehrte Redakteurin, sehr geehrter Redakteur!

Infolge der Streichung des Wahlfachs Homöopathie an der Medizinischen Universität Wien und nach polemisierenden Aussagen der Wiener Patientenanwältin sind wir Ärztinnen und Ärzte für Homöopathie, Human- und VeterinärmedizinerInnen, derzeit mehrheitlich unsachlicher Kritik ausgesetzt. Gegner der Homöopathie sehen die Absetzung des Wahlfachs offensichtlich als geeigneten Anlass, um mit Hilfe einer Negativkampagne homöopathische Behandlungsmethoden und Arzneimittel generell zu diskreditieren. Unsere Ärztegesellschaften für Homöopathie setzen nun auf gemeinsame Gegenmaßnahmen. Unterstützung finden unsere rund eintausend Kolleginnen und Kollegen mit homöopathischer Zusatzqualifikation u.a. durch die Österreichische Ärztekammer, die Österreichische Tierärztekammer, die Apothekerkammer, viele Studierende des Wahlfachs und Patienten. Unser vorrangiges Ziel ist es, die Diskussion rasch zu versachlichen. Wir laden die Medien ein, dazu durch neutrale und differenzierte Berichterstattung beizutragen. Langfristig wollen wir Vorurteilen, gezielter Desinformation durch gegnerische Randgruppen und der Verunsicherung der Bevölkerung durch umfassende Aufklärung begegnen.

Die Absetzung des Studienfachs an der MedUni Wien betreffend, verwahren wir uns gegen den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit als Begründung für diesen Schritt. Im Besonderen weisen wir darauf hin, dass die Homöopathie im Gegensatz zu sonstigen Behauptungen sehr wohl den aktuellen Standards und Kriterien der evidenzbasierten Medizin entspricht. Daher erachten wir den Ausschluss der homöopathischen Grundlagenvermittlung aus dem universitären Lehrbetrieb als ungerechtfertigt und mit der Freiheit der Lehre als unvereinbar. In einem entsprechenden Schreiben an den Rektor der MedUni Wien, Markus Müller, haben wir vielmehr die Notwendigkeit betont, den Wirkmechanismus homöopathischer Arzneimittel intensiviert zu beforschen. Wir bieten der Universität zudem ein novelliertes Vorlesungskonzept an und empfehlen das Wahlfach nach dem Vorbild der MedUni Linz oder der US-amerikanischer Universitäten als Schwerpunkt ‚Integrative Medizin’ im Studium zu etablieren.

Rückendeckung erhalten wir vom Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres, der diskreditierende Stellungnahmen der Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz scharf kritisiert. Szekeres verweist in einem Schreiben an Pilz bereits Anfang des Jahres unter anderem auf die im Ärztegesetz verankerte Therapiefreiheit, die über schulmedizinische Maßnahmen hinaus auch komplementärmedizinische Behandlungsmethoden mit einschließt. Der Kammerpräsident verwahrt sich nachdrücklich gegen Unterstellungen der Patientenanwältin gegenüber homöopathisch tätigen Ärztinnen und Ärzten. Pilz hatte zuletzt das Konzept der Homöopathie öffentlich als „Absurdität“ bezeichnet. Rechtliche Schritte wegen Ruf- und Kreditschädigung behalten wir uns in diesem Zusammenhang vor. In Anbetracht der neuerlich unqualifizierten Äußerungen der Patientenanwältin, die weder Juristin noch Medizinerin ist, haben wir ernsthafte Zweifel an ihrer Kompetenz und Eignung für diese Funktion.

In einer für Ärzte, Studierende und Patienten zur Unterzeichnung vorbereiteten Petition fordern wir die medizinischen und veterinärmedizinischen Universitäten auf, die Lehre von komplementärmedizinischen Methoden, wie jener der Homöopathie, zu ermöglichen. Es gelte den respektlosen Streit zwischen den konventionellen und komplementärmedizinischen Denkschulen zu beenden und durch eine konstruktive, vorurteilsfreie Auseinandersetzung zu ersetzen, so ein wesentliches Ziel der Petition. Diese wird Anfang 2019 gestartet und wirbt als erweiterte Initiative gegen die Streichung des Wahlfachs durch Rektor Müller um möglichst viele Stimmen für die Homöopathie und ihre Wiedereingliederung in den universitären Lehrbetrieb sowie die allgemeine freie Therapiewahl.

Die Wirksamkeit der Homöopathie ist durch Patientenerfahrung, Expertise der Ärzteschaft und signifikante Studiennachweise vielfach belegt. Unbekannt sind hingegen nach wie vor die Wirkmechanismen homöopathischer Arzneimittel. Dieser Umstand bestärkt Gegner der Homöopathie, grundsätzlich an der Wirksamkeit der Behandlung wie auch der Qualität der Studien zu zweifeln. Obwohl zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung überzeugt und mit steigender Beliebtheit homöopathische Mittel verwenden, zeigt sich die Front der Skeptiker hierzulande für positive Sachinformation unzugänglich.

In Deutschland werden homöopathische Behandlungen als Leistung des öffentlichen Gesundheitssystems von mehr als 100 Versicherungen erstattet, wovon mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung profitiert. In der Schweiz wird die homöopathische Behandlung nach wissenschaftlicher Evaluation vollständig vom öffentlichen Gesundheitssystem übernommen.

Wir Homöopathinnen und Homöopathen sind ohne Unterschied zu anderen Kolleginnen und Kollegen schulmedizinisch ausgebildete Ärztinnen und Ärzte. Wir nehmen die Methoden der Homöopathie und jene der klassischen Schulmedizin gleichermaßen ernst. Unbestrittene Behandlungserfolge und die rasch wachsende Zahl an zufriedenen Patientinnen und Patienten rechtfertigen den konsequenten Einsatz für die Anerkennung der Homöopathie sowohl in Fachkreisen als auch in der breiten Öffentlichkeit.

Wir ersuchen die heimischen Journalistinnen und Journalisten in ihrer Rolle als wichtige Meinungsbildner um ihre Mithilfe bei unseren Bemühungen um eine faire und sachliche Beurteilung der Homöopathie.

 

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Christoph Abermann
Präsident der Ärztegesellschaft für klassische Homöopathie

Dr. Volker Neubauer
Präsident der Gesellschaft für Homöopathische Medizin

Dr. Petra Weiermayer
Präsidentin der Gesellschaft für Veterinärmedizinische Homöopathie

(Rückfragehinweis: Dr. Christoph Abermann, christoph.abermann@aekh.at 0699-17266009)

Homöopathen wehren sich

 

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