Klarstellung zu „Veterinärmedizin – neue ‚Domäne‘ der Homöopathie“

Stellungnahme der AutorInnen des Reviews „Evidenzbasierte Veterinär-/Homöopathie und ihre mögliche Bedeutung für die ­Bekämpfung der Antibiotikaresistenzproblematik – ein Überblick“ [2,3]

Unhaltbare Behauptungen werden durch Wiederholung nicht richtiger

Das INH wurde wieder einmal aktiv und hat einen Beitrag mit wissenschaftlich unhaltbaren Behauptungen zu dem von uns publizierten Review veröffentlicht. Dass es diesem Netzwerk nicht um wissenschaftlich fundierte Aufklärung geht, sondern um rein propagandistische Aktivitäten, ist bereits seit der Gründung des INH offensichtlich. Obwohl die Behauptungen für Leser, die sich nicht selbst im Detail mit den entsprechenden Studien befasst haben, wissenschaftlich wirken, sieht eine tatsächlich wissenschaftliche Argumentation doch anders aus. Häufig werden die Behauptungen nicht mit wissenschaftlichen Referenzen belegt. Wenn Studien angeführt werden, dann werden sie einseitig ausgewählt und interpretiert. So auch in diesem Beitrag: Am Ende des Texts werden z.B. wahllos einzelne wenige – nämlich drei – Studien mit negativem Outcome für die Homöopathie gelistet. Zwei der zitierten Studien (RCTs) weisen methodische Schwächen auf, die in unserem Review bereits diskutiert wurden. Die dritte RCT kann der in unserem Review thematisierten Antibiotikaresistenzproblematik nicht zugeordnet werden.[1,2]

Ein anderes Beispiel: Dem INH scheint nicht bekannt zu sein, dass im 2. Australischen NHMRC (National Health Medical Research Council) Report die Teilnehmerzahl der in die Analyse eingeschlossenen Studien tatsächlich auf mindestens 150 festgesetzt wurde, eine wissenschaftlich nicht nachvollziehbare Vorgehensweise, die weder den Vorgaben des NHMRC noch jenen von Cochrane entspricht. Dies führte u.a. zur Reduktion von 176 auf fünf Studien, also um 97%, was das Ergebnis verfälschte.[2,4,5,6]. Überraschend ist auch, dass dem INH der Unterschied zwischen einer Übersichtsarbeit des NHMRC, welches der Australischen Regierung zugehörig ist, und einer Publikation in einem wissenschaftlichen peer reviewed Journal offensichtlich nicht bewusst zu sein scheint, da sie beides gleichsetzen. Wir sprechen aber von Wissenschaft, die einen peer review Prozess eines unabhängigen Journals durchlaufen hat, und nicht von einem Review im Auftrag einer Regierung.

Veterinärmedizinische Homöopathie – langjährig bewährt und gesetzlich gefordert

Da die Homöopathie in der Veterinärmedizin fast eben solange zum Einsatz kommt wie in der Humanmedizin, entspricht schon die Überschrift des INH-Artikels nicht der Wahrheit. Die erste Publikation zum Thema Veterinärhomöopathie wurde von Donauer im Jahr 1815 veröffentlicht.[7,8] Hahnemann selbst schreibt 1829, dass „… Thiere … ebenso sicher und gewiß, als die Menschen zu heilen“ wären.[8,9]

Neben der langjährigen klinischen Erfahrung der TierärztInnen mit Zusatzausbildung in Homöopathie formuliert die Schweizer Verordnung über die biologische Landwirtschaft und Kennzeichnung biologisch produzierter Erzeugnisse und Lebensmittel vom 22.9.1997 klar: „Für die Verwendung von Tierarzneimitteln in der biologischen Tierhaltung gelten folgende Grundsätze: Phytotherapeutische Erzeugnisse (z.B. Pflanzenextrakte, ausgenommen Antibiotika, oder Pflanzenessenzen), homöopathische Erzeugnisse (z.B. pflanzliche, tierische und mineralische Stoffe) sowie Spurenelemente und die zu diesem Zweck vom Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) festgelegten Erzeugnisse sind chemisch-synthetischen allopathischen Tierarzneimitteln oder Antibiotika vorzuziehen, sofern sie erfahrungsgemäß eine therapeutische Wirkung auf die betreffende Tierart und die zu behandelnde Krankheit haben. Die EU-Bioverordnung 2018/848 (Verordnung (EU) 2018/848 über die ökologische/biologische Produktion und Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen sowie zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates) trifft auch nach Überarbeitung der EU-Bioverordnung, welche seit 1.1.2009 in Kraft ist, weiterhin sinngemäß dieselbe Aussage wie die Schweizer Bioverordnung.“[10,11,12,2,3]

Fazit

Die Beispiele, die die AutorInnen gewählt haben, um ihre wissenschaftlich nicht bewiesenen Thesen zu stützen, wirken wahllos und sind nicht zutreffend, wie u.a. in unserem Review bereits dargelegt.[2] Man gewinnt den Eindruck, die Autoren wenden das im Artikel von ihnen kritisierte «Cherry-Picking» selbst an.

Wir bewundern die Konstanz und den immer wieder erstaunlichen Einfallsreichtum, womit das INH die Ergebnisse der aktuellen wissenschaftlichen Homöopathie-Forschung leugnet. Wissenschaftliche Standards sind auch in diesem Artikel des INH leider nicht zu erkennen.

Im Sinne unserer PatientInnen gilt es den Fokus auf die integrative Medizin zu legen: Nebst dem aktuellen Stand der Forschung, gilt es die Werte und Wünsche der PatientInnen sowie die klinische Erfahrung der Tier-/ÄrztInnen zu berücksichtigen – erst so wird Medizin zur Evidenz-basierten Medizin (EbM).[13]

 

Referenzen

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